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Roter Mond – Benjamin Percy – Buchvorstellung

Buchvorstellung – Tipp!

Das Tier in uns…

Der Roman „Roter Mond“ von Benjamin Percy ist im März 2014 bei Penhaligon erschienen.

Inhalt:

Roter Mond von Benjamin PercyDie Menschheit ist zweigeteilt. Ein Prion, das sich wie ein Virus weiterverbreitet, bewirkt, dass sich die Infizierten in eine Art Wolf verwandeln können. Durch Volpexx, ein Medikament, das die Triebe in Zaum halten soll, aber auch zahlreiche Nebenwirkungen hat, versucht die Regierung die Lykaner in Schach zu halten. Einige Extremisten begehren dageben auf, dass sie wie Tiere behandelt werden, obwohl sie ebensolche Menschen sind wie die anderen. Die Republik, ein großes Gebiet zwischen Finnland und Russland, ist zwar größtenteils von Lykanern bewohnt, aber auch von amerikanischen Truppen besetzt. Dort baut die USA Uran ab.

Am Höhepunkt der Revolution fliegt nach zahlreichen Anschlägen ein Flugzeug voll Sprengstoff in ein Kernkraftwerk. Die gewaltige Explosion zerstört ein riesiges Gebiet und macht es quasi unbewohnbar. Aber einige Lykaner richten sich im sogenannten Geisterland ein und planen weiter ihre Herrschaft. Keiner weiß, dass selbst der Präsident von Amerika bei einem Attentat gebissen wurde und infiziert ist. Er versucht mit Volpexx und Willenskraft das Tier in sich zu kontrollieren.

Text Buchrückseite:

Sie leben unter uns
Sie sind unsere Nachbarn
Sie sind unsere Mütter
Sie sind unsere Geliebten

Doch sie sind anders
Sie kämpfen gegen ihre Unterdrücker
Sie kämpfen gegen uns

»Hätte George Orwell sich eine Zukunft mit Werwölfen ausgemalt, dann wäre genau dieser Roman dabei herausgekommen.« John Irving“

Text Umschlagklappe:

Als Regierungsagenten Claire Forresters Haustür eintreten und ihre Eltern ermorden, muss sie erkennen, dass sie und ihre Familie schon immer Ausgestoßene waren.
Der junge Patrick Gamble hat sich noch nie von der Masse abgehoben, bis zu dem Tag, als er ein Flugzeug besteigt und es Stunden später wieder verlässt – als einziger Überlebender eines Terroranschlags, als gefeierter Held.
Chase Williams hat seinen Wählern versprochen, die USA vor Terror zu beschützen. Doch nun wird er selbst zu dem, was er zu vernichten geschworen hat.
Bis heute wurde die Bedrohung durch Gesetze, Gewalt und Drogen in Schach gehalten. Doch die Nacht des Roten Mondes rückt näher, in der die letze Schlacht um Freiheit und Menschlichkeit beginnt…“

Mein Fazit:

Der Autor Benjamin Percy bringt hier eine Geschichte, die aufzeigt, zu was Menschen fähig sind. Und nicht nur die infizierten Lykaner, die Gefangene ihrer tierischen Triebe sind. Vielmehr der Mensch an sich und seine niederen Instinkte.

Die Geschichte:
Die Krankheit Lobos hat sich schon im siebten Jahrhundert ausgebreitet. Vermutlich nachdem in Skandinavien rituell die Gehirne von Wölfen gegessen wurden. Die letzte Erhebung ergab, dass 5,2 Prozent der Bevölkerung mit Lobos infiziert ist.

Lobos … ist ein Prion. Das Wort ist eine Zusammensetzung aus „Protein“ und „Infektion“ und bezeichnet krankmachende Stoffe, die … aus missgebildeten Proteinen bestehen.“

Krankheiten, die durch Prionen hervorgerufen werden, wie z.B. Rinderwahn, wirken sich auf das Gehirn aus. Die Krankheit ist unbehandelbar, auch wenn die Kranken meist nicht am Erreger sterben. Übertragen wird Lobos ähnlich wie HIV.

Anfangs scheint alles unter Kontrolle. Es gibt die Infizierten, die aber entweder in der Republik leben, oder sich den strengen Gesetzen unterwerfen müssen, um „das Tier in ihnen“ zu kontrollieren. Dafür gibt es Medikamente und strenge Blutkontrollen zur Überwachung der Einnahme.
1948 wurde die Republik gebildet, in einem bis dahin unbewohnten Gebiet zwischen Finnland und Russland. Heute leben dort mehrere Millionen Lykaner. Aber auch US-Truppen, die sich an den großen Uranvorkommen in der Gegend bedienen.

Natürlich weiß er, was das Ding ist: ein Lykaner… Aber er ist noch nie einem begegnet, nicht im echten Leben. Das Gesetz verbietet Ihnen, sich zu verwandeln.“

Aber die Lykaner leiden unter der Situation. Sie leiden an den Nebenwirkungen des Volpexx, an der Diskriminierung und den Einschränkungen. Und so gibt es neben denen, die sich ihrem Schicksal fügen, auch einige Extremisten, die gegen die Regierung und die strengen Regeln protestieren. Mit Demonstrationen und Terroranschlägen kämpfen sie gegen die Unterdrückung an.

Aber unter Stress oder bei Erschöpfung, wenn alles zu viel wird, kommt das Tier bei manchen auch ungerufen, übernimmt die Kontrolle über Körper und Geist.“

Die Protagonisten:

Patrick. Sein Vater muss zu einem Einsatz in die Republik, daher soll er für etwa 1 Jahr zu seiner Mutter nach Portland. Sein Flugzeug wird Ziel eines Lykaner-Attentats. Wie durch ein Wunder überlebt er als einziger den Angriff. Der Start als „Wunderjunge“ in der neuen Schule fällt ihm schwer.
Als er herausfindet, dass seine Mutter infiziert ist, fährt er verstört mit dem Auto los um den Kopf frei zu bekommen. Durch Zufall rettet er ein Mädchen, das ihm danach nicht mehr aus dem Kopf geht.

Claire heißt das Mädchen. Eine Lykanerin, deren Teenager-Alltag jäh zerstört wird.

Es ist schwer für sie, mit ihrer Doppelnatur zu leben. Sie fühlt sich geteilt, aufgespalten in zwei Hälften, als wäre sie mit sich selbst im Krieg.

Ein Einsatz-Kommando stürmt ihr Haus und tötet ihre Eltern. Sie kann fliehen und irrt tagelang umher, ohne zu wissen was und warum da passiert ist. Sie macht sich auf den Weg zu ihrer Tante Miriam, zu der ihre Eltern seit langem keinen Kontakt mehr hatten. Miriam lebt wie eine Einsiedlerin, fanatisch kampfbereit, um sich gegen die Extremisten zu wappnen, mit denen sie einst gemeinsame Sache gemacht hat.
Von Miriam erfährt Claire, inwiefern ihre Eltern in die Revolution verwickelt waren. Sie zeigt ihr, wie sie die Verwandlungen kontrollieren und einsetzen kann.

Heute Nacht ist es besonders schlimm. Der Mond ist beinahe voll und ruft ihr Blut.“

Chase Williams, Präsidentschafts-Kandidat, steht hoch in der Gunst der Wähler, nicht zuletzt weil er viel in die Kontrolle der Lykaner investieren will.

»Was ich denke?«, sagt er zu den versammelten Reportern. »Ich denke, es ist Zeit, die tollwütigen Hunde in den Zwinger zu sperren. Es ist Zeit, dass wir ihnen mit dem Prügelstock in der Hand erklären, wo ihr Platz in dieser Welt ist.«

Bei einem Hinterhalt wird er attackiert und infiziert. Nur sein Vertrauter und Berater Augustus weiß darüber Bescheid, verschafft ihm Volpexx und hilft ihm, sich im Zaum zu halten.

Der Aufbau:
Aufteilung in 3 Teile: :
Buch I beschreibt die Gegebenheiten und die Protagonisten.
Buch II beschreibt die zunehmenden Aufstände der Extremisten. Patrick hat sich freiwillig für die Republik gemeldet, in der Hoffnung, mehr über das Verschwinden seines Vaters herauszufinden.
Buch III handelt ab dem Anschlag auf das Kernkraftwerk, größtenteils im Geisterland.

Durch die große Schrift, den großzügigen Satzspiegel und Absätze lassen sich die über 600 Seiten angenehm lesen.
Das Buch hat ein Lesebändchen, was man selten in einem Roman findet, was aber irre praktisch ist, da man so das Lesezeichen immer parat hat.

Alles in Allem:

Szenarien, die schrecklicherweise menschlich sind… Kritik an der Gesellschaft unter Verwendung der Lykaner als Rassismus-Beispiel. Das Buch liest sich sehr gut und spannend. Empfehlenswert!

Von mir 4,5 von 5 Sternen.

Infos zum Buch:

Titel: Roter Mond
Autor: Benjamin Percy
Übersetzer: Michael Pfingstl
Verlag: Penhaligon
Erschienen: März 2014
Umfang: gebundene Ausgabe, 640 Seiten
ISBN: 978-3-7645-3123-2
Preis: 19,99 €

 

Vielen Dank an Penhaligon für die Bereitstellung des Rezensionsexemplar, was aber keinen Einfluß auf meine Meinung hat.

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